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Brustentzündungen vorbeugen und früh erkennen

Die Entzündung der Brustdrüse (Mastitis) ist eine ernstzunehmende Komplikation in der Stillzeit. Sie kann sehr schmerzhaft sein.

Ist die Brust geschwollen, gerötet und empfindlich, wird auch das Stillen schwierig. Eine Mastitis entwickelt sich oft schnell, aber meist nach deutlichen Anzeichen. Und es gibt einiges, was Sie vorbeugend tun können.

Lesen Sie in diesem Artikel …

  • wie Sie eine Mastitis erkennen und was sie auslöst
  • warum schnelle Hilfe bei einer Brustentzündung wichtig ist
  • wie Sie selbst vorbeugen und sich helfen können und wann Sie zum Arzt gehen sollten

Die Hauptursachen – Milchstau und wunde Brustwarzen

Die Mastitis ist eine bakterielle Infektion. Sie ist die häufigste entzündliche Erkrankung der weiblichen Brust. Fast immer wird die Brustentzündung von Staphylokokken hervorgerufen. Bei 9 von 10 betroffenen Frauen ist das der Fall.

Bei einer Mastitis kommen zwei ungünstige Faktoren zusammen: ein Milchstau und eine Bakterieninfektion. Zu reichlich gebildete Muttermilch ist nur in sehr wenigen Ausnahmefällen die Ursache für eine Mastitis.

Weniger wahrscheinlich in der fortgeschrittenen Stillzeit

Eine Brustentzündung kann während der gesamten Stillzeit entstehen. Besonders häufig betroffen sind aber Frauen in den ersten sechs Wochen nach der Geburt. In dieser Zeit sind die gebildete Menge an Muttermilch und der Bedarf des Kindes oft noch nicht in Balance. Viel Milch kann sich ansammeln und die Brust spannen. Kleinste Verletzungen und Risse in der Brustwarze durch das noch ungewohnte Saugen werden zu Eingangspforten für Bakterien.

Normalerweise sorgt der regelmäßige Fluss der Milch beim Stillen dafür, dass diese Keime schnell wieder aus den Milchgängen geschwemmt werden. Bei Milchstau können sie sich aber so vermehren, dass eine Entzündung möglich wird.

Der Unterschied zwischen einer Mastitis und einem Milchstau

Die Anzeichen einer Brustentzündung sind zunächst ähnlich der eines Milchstaus. Sie treten aber viel plötzlicher ein, sind schmerzhafter und oft von Fieber begleitet.

Eine vergleichende Übersicht der Anzeichen Brustdrüsenschwellung – Milchstau – Brustentzündung finden Sie hier.

Typische Symptome einer Mastitis:

  • Fast immer ist nur eine Brust betroffen
  • Harte und geschwollene Stellen in der Brust
  • Begrenzter, örtlich starker Schmerz
  • Gerötete, heiße Haut
  • Körpertemperatur steigt an, Fieber über 38,4 °C
  • Grippeähnliche Symptome

Sollten die Beschwerden nicht innerhalb von zwei Tagen besser werden oder sich der Allgemeinzustand innerhalb von 24 Stunden deutlich verschlechtern, ist zur Therapie sofort ein Arzt oder eine Klinik aufzusuchen.

Abbildung Mastitis Brustentzündung

Hilfe bei Mastitis – gönnen Sie sich Ruhe

Bei einer Brustentzündung ist es wichtig, den Milchfluss zu normalisieren und die Entzündung einzudämmen. Gönnen Sie sich jetzt Ruhe. Bettruhe wirkt sich auch gut auf den Milchspendereflex und damit den Milchfluss aus. Sie haben schon viel geleistet. Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett haben Ihnen einiges abgefordert – das gilt nicht nur für den Körper, sondern ebenfalls für die Seele.

Was bei einer Mastitis helfen kann:

  • Bettruhe und geeignete Schmerzmittel (wie Ibuprofen)
  • Viel trinken
  • Kind häufig stillen
  • Gute Entleerung der Brust (evtl. zusätzlich mit Milchpumpe)
  • Richtige Stilltechnik: Baby so an der betroffenen Brust anlegen, dass das Kinn zur Entzündung weist
  • Vor dem Stillen wärmen, z. B. mit feuchtwarmen Umschlägen
  • Nach dem Stillen kühlen, z. B. mit Quarkwickeln oder Kohlblattauflagen

Eine Mastitis mit hohem Fieber und/oder schlechtem Allgemeinzustand muss mit einem Antibiotikum behandelt werden. Dies bedeutet aber nicht, dass Sie abstillen müssen! Sprechen Sie mit Ihrer Hebamme und Ihrem Frauenarzt darüber. Es gibt stillverträgliche Antibiotika.

So beugen Sie einer Mastitis vor – Tipps für den Alltag

Die richtige Hygiene beim Stillen

Alles, was das Eindringen und die Vermehrung von Bakterien in die Brust vermindert, kann auch einer Mastitis vorbeugen. Verwenden Sie daher Einweg-Stilleinlagen und erneuern Sie diese nach jedem Stillen. Tragen Sie auf die Brustwarzen und die Brust nur dann Cremes, Salben oder Lotionen auf, wenn Ihre Hebamme dieses befürwortet. Nicht geeignete oder bakteriell belastete Cremes können das Eindringen der Bakterien fördern.

Eine gute Handhygiene ist wesentlich, um unnötige Bakterien auf Brust, Brustwarze und an Babys Mund zu vermeiden. Kleidung und Handtücher sollten Sie täglich wechseln und bei 60 °C waschen.

Den Milchfluss in Gang halten

Kann die gemütliche Tasse Tee oder das frische Glas Mineralwasser auf dem Balkon zu einem regelmäßigen Ritual für Sie werden? Mit kleinen Ruheinseln und ausreichend Flüssigkeit kurbeln Sie nicht nur Ihren Stoffwechsel und das Immunsystem an, viel trinken sorgt auch für einen guten Milchfluss.

Seien Sie sanft zu Ihren Brüsten

Eine Brustverletzung durch Druck, Schlag oder Stoß kann die Ursache für eine Mastitis puerperalis oder Mastitis non puerperalis sein. Vorsicht: Auch eine zu starke Brustmassage kann ein Brusttrauma verursachen und zu Brustentzündung führen. Manchmal entstehen Beengungen in der Brust auch von außerhalb und rufen einen örtlichen Milchstau hervor. Besonders häufig treten Druckstellen durch BH oder Baby-Tragehilfen auf. Kaufen Sie rechtzeitig neue und größere BHs für Stillende, die eine gute Passform haben und nicht einschnüren oder drücken.

Achten Sie bei Tragetuch, Kinder-Carrier und Co. darauf, dass Tuch, Träger und Schnallen die Brust nicht einschnüren oder lokal Druck machen. Am besten vor dem Kauf ausführlich beraten lassen und zur Probe tragen.

Kein Alkohol oder Nikotin

Bekannt ist, dass Rauchen und Alkohol allgemein Gesundheitsrisiken für Mutter und Kind sind. Nikotin reduziert die Milchmenge und hemmt den Milchspendereflex ebenso wie Alkohol. Der Tabakkonsum erhöht auch das Risiko einer bakteriellen Mastitis. Raucherinnen sollten sich daran erinnern: Jede Zigarette weniger ist wichtig und zählt!

Komplikationen und mögliche Veranlagung

Der Abszess

In manchen Fällen bildet sich im entzündeten Brustbereich ein eitriger Abszess. Ursache dafür ist die Ablagerung von Produkten der bakteriellen Entzündung, etwa Lymphe, weiße Blutkörperchen und andere Zell- und Gewebsreste. Liegt der Abszess nahe unter der Haut, ist er gut zu erkennen. Befindet sich die entzündete Stelle tiefer in der Brust, ist sie weniger offensichtlich. Eine solche Ansammlung von Eiter muss oft chirurgisch entfernt werden und wird zur Behandlung meist mit Kanülen abgesogen. Der Arzt kann zur Kontrolle ein Ultraschallgerät einsetzen.

Bindegewebsveränderungen

Manche Frauen neigen zur vermehrten Bildung von Bindegewebe in der Brust. Diese sogenannte Mastopathie ist im Grunde harmlos. Sie kann allerdings die Wahrscheinlichkeit einer Infektion in Form einer Mastitis puerperalis oder Mastitis non puerperalis erhöhen. Durch das Bindegewebe kann die Durchgängigkeit der Milchgänge vermindert werden.

Auf den Punkt gebracht

  • Die Mastitis ist eine bakterielle Infektion mit zumeist Staphylokokken in der Stillzeit.
  • Meist sind Milchstau und wunde Brustwarzen die Ursache.
  • Die Symptome sind fast immer einseitig und treten plötzlich auf.
  • Typisch sind Schwellung, Rötung, Hitze und örtlich starker Schmerz, oft begleitet von starkem Krankheitsgefühl und Fieber.
  • Beugen Sie vor durch gute Hygiene, ausreichend Ruhe und viel Trinken.
  • Unterstützen Sie den Milchfluss durch häufiges Anlegen, eine gute Stilltechnik und Entleerung der Brust.
  • Vor dem Stillen hilft Wärme, danach Kühlung.
  • Wenn keine Besserung innerhalb von 2 Tagen eintritt, zum Arzt (ein stillverträgliches Antibiotikum wählen).

Potentielle Interessenskonflikte der Experten

Prof. Dr. Hermann Kalhoff
Es liegen keine potentiellen Interessenskonflikte vor.

Prof. Dr. med. Tomas Jelinek
Bezahlte Vorträge, Beratungstätigkeit, Leitung klinischer Studien für Abbott, Astella, Astra Zeneca, BavarianNordic, Baxter, BioNTech, Boehringer Ingelheim, Clover Pharmaceuticals, Crucell, Dr. Falk Pharma, Emergent Biosolutions, GSK, Glenmark, Hermes Arzneimittel, Hoffmann LaRoche, India Serum Institute, Medicago, Pfizer, r-biopharm, Sanofi Pasteur, MSD Sharp & Dohme, Sekizui-Virotech, Sequirus, Sigma Tau, Takeda, Themis Bioscience, Valneva

Priv.-Doz. Dr. med. Christina Schnopp
Vortragshonorare von Abbvie, Amgen, Beiersdorf, Celgene, Fortbildungskolleg GmbH, GSK, Galderma, Hipp, Infectopharm, LaRoche Posay, Leo Pharma, LETI, Lilly, MSD, Nestle, Novartis, Nutricia, Pierre Fabre, Sanofi, Unna-Akademie; Beratertätigkeit für Benevi, Hipp, Infectopharm, Leo Pharma, Lilly, Novartis, Pierre Fabre, Sanofi.

Prof. Dr. med Klaus-Michael Keller
Es liegen keine potentiellen Interessenskonflikte vor.

Prof. Dr. med. Rainer Ganschow
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Dr. med. vet. Ingrid Reiter-Owona
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Dr. med. Christian Jäkel
Der Autor ist als Rechtsberater der Pharma- und Medizinprodukteindustrie tätig, hat aber keinen Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors.

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Tietz
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Dr. Klaus Wölfling
Es liegen keine potentiellen Interessenskonflikte vor.